Immer mehr Menschen möchten mit ihrem Geld neben einer angemessenen Rendite auch einen positiven Beitrag für den Klimaschutz, die Umwelt oder ethische bzw. soziale Belange leisten. Doch welche Kriterien gelten für diese Anlagen? Wie sicher sind sie und welchen Beitrag leisten solche Produkte?
Quelle: Verbraucherzentrale
Das Wichtigste in Kürze:
Immer mehr Menschen möchten mit Ihrem Geld einen positiven Beitrag leisten: für das Klima, die Umwelt oder ethische bzw. soziale Themen. Dies zeigt auch eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) aus dem Jahr 2020: Danach ist jeder zweite Verbraucher grundsätzlich bereit, Geld nachhaltig anzulegen. 69 Prozent der Befragten erwarten, dass diese Geldanlagen einen messbaren Beitrag zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen leisten sollten.
Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wächst:
Doch wie kommen Anleger zu ihrer nachhaltigen Geldanlage? Hält das beworbene Produkt, was es verspricht, und wird es den eigenen Erwartungen an Nachhaltigkeit gerecht? Ist es für Ihren Bedarf die richtige Lösung? Und wo findet man die ganzen Informationen dazu? Wir geben Hilfestellung.
Ihren Bedarf klären: Sicherheit, Verfügbarkeit, Renditeerwartung?
Solche Überlegungen gehören zu jeder Geldanlageentscheidung – möglichst früh. Denn nicht nur für nachhaltige, sondern für jede Geldanlage gilt: Sie muss Ihren Bedarf decken. Für alle Anlageformen gibt es nachhaltige Varianten. Sie bergen die gleichen Ertragschancen und Verlustrisiken wie konventionelle Geldanlagen. Wie hoch diese ausfallen, hängt dabei in erster Linie von der Anlageform ab. Beachten Sie, dass sich nicht alle Anlageformen insbesondere für unerfahrene Anleger eignen. Die Service-Informationen im roten Kasten unten helfen hier weiter.
Hinzu kommen Ihre persönlichen Bedürfnisse. Diese sollten Sie sich vor jeder Anlageentscheidung bewusstmachen. Welche Anlageform entspricht am ehesten ihrem persönlichen Bedürfnis an Sicherheit, Verfügbarkeit und Rentabilität?
Bevor Sie also einen Vertrag über eine nachhaltige Geldanlage schließen, klären Sie zunächst Ihren Bedarf, indem Sie diese Fragen beantworten:
Weshalb Produkte unterschiedlich nachhaltig sind
In allen Anlageklassen, von Sparprodukten über Investmentfonds, Aktien, Anleihen bis hin zu risikoreichen Direktinvestments, gibt es mittlerweile nachhaltige Produktvarianten.
Doch wie nachhaltig diese Produkte tatsächlich sind, lässt sich daraus per se nicht ableiten. Die Gründe dafür sind unter anderem:
Es gibt keine einheitliche Definition für nachhaltige – oder auch ethisch-ökologische oder grüne – Geldanlagen. Der Begriff ist nicht geschützt und es gibt auch keine Mindeststandards. Jeder Anbieter kann etwas anderes damit meinen.
Die Anbieter wenden sogenannte ESG-Kriterien an. Dieses englische Kürzel steht für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Dabei gibt es unterschiedliche Anlageansätze, die entweder vermeidenden oder fördernden Charakter haben. In der Praxis werden diese zum Teil auch miteinander kombiniert – je nach Nachhaltigkeitsverständnis des jeweiligen Anbieters.
Vier gängige Anlageansätze stellen wir hier vor:
Alle genannten Anlageansätze haben aber auch Grenzen und Schwächen.
Bei den Positivkriterien unterscheiden sich oft die Blickwinkel auf die Nachhaltigkeit. So kann man kritisieren, dass Gezeitenkraftwerke, Windräder, Staudämme oder die Herstellung von Biokraftstoff auch ökologisch negative Folgen haben können. Außerdem birgt eine geringere Streuung bei Fokussierung auf eine Branche beispielsweise der erneuerbaren Energien ein höheres Schwankungs- und Verlustrisiko.
Auch bei den Ausschlusskriterien scheiden sich oft die Geister. Bei den von der Verbraucherzentrale Bremen durchgeführten Untersuchungen zu Banken und zu Investmentfonds wurde ersichtlich, wie unterschiedlich diese angewandt wurden und wie unterschiedlich die Erwartungen der Anleger hierzu sind. Auch Toleranzgrenzen werden bei den Ausschlüssen manchmal geduldet.
Und wenn man Unternehmen bevorzugt, welche ihre Mitarbeiter zwar fair bezahlen und sich für gute Arbeitsbedingungen einsetzen, aber “umweltschädlich” produzieren, entsteht ein Spannungsfeld: Naturgemäß wird in jedem ESG-Rating ein Umweltschaden mit einem positiven Umgang mit der eigenen Belegschaft aufgerechnet. Anleger sollten daher prüfen, wie das Nachhaltigkeitsverständnis des Finanzanbieters oder des Produktes ist und ob die Anwendung der Ansätze zu den eigenen Vorstellungen passt.
Um die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu bewerten, greifen Produktanbieter, Vermögensverwalter, institutionelle Investoren sowie Siegelanbieter auf ESG-Ratings zurück. Deren Einschätzungen fallen aber unterschiedlich aus. Die Gründe für die Abweichungen sind, dass Messung, Anwendung und Gewichtung von Nachhaltigkeitskriterien nicht einheitlich geschehen. Hinzu kommt eine weitere Unsicherheit: Manche Agenturen greifen auf öffentliche Daten zurück, andere erweitern sie noch um Informationen von NGOs, Medien, aus Unternehmensberichten und Interviews. Fehlende einheitliche Standards für Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen erschweren die Auswertung zusätzlich.
Die so genannte Taxonomie-Verordnung könnte die Datenlage für ESG-Ratings zukünftig verbessern. Es soll ein Klassifizierungssystem entwickelt werden, welches erstmals ein einheitliches Verständnis der Nachhaltigkeit von wirtschaftlichen Tätigkeiten in der EU schaffen soll. Bis heute gibt es solche Kriterien nur für Umweltziele: Eine Wirtschaftsaktivität gilt demnach als taxonomie-konform, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zu mindestens einem der sechs Umweltziele leistet, ohne den anderen zuwiderzulaufen.
Dazu werden Prüfkriterien (Grenzwerte) definiert für
Mit der Ausweitung der Taxonomie-Verordnung in den nächsten Jahren sollen Kriterien für weitere Nachhaltigkeitsziele folgen.
Ihre Geldanlage hat eine nachhaltige Wirkung, wenn Sie damit Unternehmen zu nachhaltigem Handeln bewegen. Man spricht dann von einem “Investor Impact”. Ein Beispiel: Sie investieren direkt in einen Windpark, der ohne Ihr Geld nicht entstanden wäre. Wenn Sie hingegen Aktien eines Unternehmens kaufen, das Windparks errichtet, dann wechseln die Aktien lediglich den Besitzer.
Zeigt uns dieses Beispiel, dass Aktien keine nachhaltige Wirkung haben können? Und wie steht es um die Wirkung von weniger risikoreichen Geldanlagen, also Sparprodukte, Investmentfonds und Green Bonds?
Mit diesen Fragen haben sich die Autoren Prof. Dr. Marco Wilkens und Prof. Dr. Christian Klein in einem vom vzbv beauftragten Gutachten befasst. Sie haben die transformativen Wirkungen (“Impact”) solcher Geldanlagen unter die Lupe genommen. Die Autoren gehen davon aus, dass Geldanlagen eine Wirkung haben, wenn durch sie Realinvestitionen zur Erreichung eines Nachhaltigkeitsziels durchgeführt werden, die ohne diese Geldanlagen nicht realisiert worden wären. In ihrer Untersuchung beschreiben sie drei Wirkungskanäle:
Sie kommen zu dem Schluss, dass Geldanlagen privater Anleger eher indirekte transformative Wirkungen entfalten können. Durch eine indirekte Wirkung ist laut der Gutachter: “…im positiven Fall denkbar, dass Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver werden, zusätzliche Kunden akquirieren und bei Kreditinstituten als weniger riskant eingestuft werden und infolgedessen bessere Kreditkonditionen erhalten”. Auch könnte es “…dazu beitragen, dass Politiker eher bereit sind, eigentlich unpopuläre Entscheidungen zu Gunsten des Klimaschutzes zu treffen, weil sie weniger Angst haben müssen, dadurch Wählerstimmen zu verlieren”. Mehr Forschung dazu sei aber noch erforderlich.
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