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FAQ
Baufinanzierung
Fehler bei der Baufinanzierung kosten viele Tausend Euro. Finanztest zeigt elf häufige Fallen und gibt Tipps, wie Bauherren und Wohnungskäufer Fehler sicher vermeiden.
Elf teure Fehler – und wie Sie diese vermeiden
Manche Finanzierungspläne sind schon von Anfang an löchrig, weil nicht alle mit dem Bau oder Kauf der Immobilien verbundenen Kosten enthalten sind.
Mit dem reinen Kaufpreis ist es längst nicht getan. Dazu kommt die Grunderwerbsteuer von je nach Bundesland 3,5 bis 6,5 Prozent des Kaufpreises. Mit rund 1,5 bis 2 Prozent schlagen Notar- und Grundbuchkosten zu Buche. Hat ein Makler Haus oder Wohnung vermittelt, kommt eine ortsübliche Provision von 3,57 bis 7,14 Prozent dazu. Allein diese Standardnebenkosten machen bis zu 15 Prozent des Kaufpreises aus.
Tipp: Denken Sie auch an zusätzliche Kosten, zum Beispiel, wenn Sie vor dem Einzug renovieren müssen oder eine Einbauküche anschaffen wollen, weil die alte nicht in die neue Küche passt. Auch der Umzug kostet einige Tausend Euro.
Bauherren müssen besonders aufpassen, um die Kosten der Immobilie richtig einzuschätzen. Nach einer Untersuchung des Bauherren-Schutzbundes haben Bau- und Leistungsbeschreibungen oft eklatante Mängel. Häufiges Problem: Im „Festpreis“ sind nicht alle Leistungen enthalten, die für die Fertigstellung nötig sind.
Oft fehlen die Kosten für die Erschließung des Baugrundstücks. Für das Einrichten der Baustelle, für Bodengutachten, für Hausanschlüsse, Baustrom und Außenanlagen müssen viele Bauherren extra zahlen. Im Vertragstext ist das für Laien häufig schwer erkennbar. Werden solche Ausgaben nicht in den Kostenplan einkalkuliert, sind teure Nachfinanzierungen programmiert.
Die Achillesferse vieler Baufinanzierungen: Es mangelt an Eigenkapital. Mitunter reicht das Geld nicht einmal aus, um die Grunderwerbsteuer zu zahlen. Eine derart auf Kante genähte Finanzierung ist auf Dauer viel zu riskant.
Wegen des hohen Kredits ist die Monatsbelastung dann oft deutlich höher als für eine vergleichbare Mietwohnung. Banken verlangen von Kunden mit wenig Eigenkapital satte Zinsaufschläge. Für eine Vollfinanzierung des Kaufpreises erhöht sich der Zinssatz im Vergleich zu einer 80-Prozent-Finanzierung um 0,5 bis 1 Prozentpunkte. Und es darf bei der Finanzierung nichts schiefgehen. Muss das Haus nach einigen Jahren verkauft werden, ist das Risiko groß, dass der Erlös nicht zur Schuldtilgung reicht. Dann ist das Haus weg, aber ein Teil der Schuld noch da.
Um sich den Traum vom Eigenheim erfüllen zu können, sind viele bereit, an ihre Grenzen zu gehen. Das kann ins Auge gehen, wenn sie die Ausgaben für den Lebensunterhalt und das künftige Eigenheim unterschätzen.
Viele Banken verlangen für ihre Kredite eine Mindesttilgung von nur 1 Prozent der Kreditsumme im Jahr. Die Monatsrate ist dann besonders niedrig – und verlockt dazu, hohe Kredite aufzunehmen. So können sich auch Durchschnittsverdiener die hohen Kaufpreise in den Großstädten scheinbar leisten.
1 000 Euro Monatsrate reichen zum Beispiel aus, um 500 000 Euro Kredit mit zehn Jahren Zinsbindung zu einem Zinssatz von 1,4 Prozent und einer Tilgung von 1 Prozent aufzunehmen. Doch so eine Finanzierung ist hochriskant. Mit der Minitilgung dauert es mehr als sechzig Jahre, bis die Schulden getilgt sind – wenn der Kunde Glück hat und für den in zehn Jahren nötigen Anschlusskredit keinen höheren Zinssatz zahlen muss.
Steigt der Zinssatz, droht der Ratenschock. Weil er seine Schulden nur im Schneckentempo abbaut, braucht der Kreditnehmer nach zehn Jahren einen Anschlusskredit für eine Restschuld von fast 450 000 Euro. Ein Zinsanstieg auf 5 Prozent würde die Monatsrate auf mindestens 2 230 Euro katapultieren. Das wäre wohl das Aus für das Eigenheim.
Je kürzer die Zinsbindung, desto niedriger ist der Zinssatz. So zahlen Kreditnehmer für einen Kredit mit zehn Jahren Zinsbindung derzeit etwa 0,7 Prozent weniger Zinsen im Jahr als für einen Kredit mit 20 Jahren Zinsbindung. Anfangs lässt sich mit einer kurzen Zinsbindung Geld sparen. Doch niemand sollte sich darauf verlassen, dass er den Anschlusskredit in fünf oder zehn Jahren noch zu so günstigen Zinsen bekommt wie heute.
Brandgefährlich ist vor allem die Kombination einer kurzen Zinsbindung mit einer niedrigen Tilgung. Je weniger Schulden der Kreditnehmer bis zum Ende der Zinsbindung tilgt, desto höher ist das Risiko, dass er nach einer Zinserhöhung die Raten nicht mehr zahlen kann. Wer seine Schulden nur langsam abbauen kann, sollte deshalb besser 15 oder 20 Jahre statt 10 Jahre Zinsbindung wählen.
Günstige Kreditangebote haben mitunter einen Haken: Der Kreditnehmer darf die Rate während der Zinsbindung weder erhöhen noch senken. Sondertilgungen sind frühestens zehneinhalb Jahre nach der Kreditauszahlung möglich.
Für viele Immobilienkäufer sind solche Kredite ungeeignet. Denn oft ist es schon heute absehbar, dass die starre Anfangsrate nach wenigen Jahren nicht mehr passt. Das gilt zum Beispiel für junge Paare, die sich Kinder wünschen. Nach der Geburt eines Kindes möchte ein Partner vielleicht eine Zeit lang mit der Arbeit aussetzen oder nur noch in Teilzeit arbeiten. Die Kreditrate, die das Paar anfangs bequem zahlen konnte, kann dann zum ernsten Problem werden.
Ähnliches gilt für Selbstständige mit schwankenden Einkünften. Für sie ist es wichtig, ihre festen Kreditverpflichtungen eher niedrig zu halten und sich jederzeit Sonderzahlungen vorzubehalten. So können sie die Raten auch in mageren Geschäftsjahren noch bezahlen und erfolgreiche Jahre sofort für eine schnelle Schuldentilgung nutzen.
Bauherren rufen ihren Kredit üblicherweise in Etappen nach dem Baufortschritt ab – zu den Zeitpunkten, an denen die Zahlungen an die Baufirmen fällig werden. Dann kassiert die Bank gleich zweimal: Auf die ausgezahlte Kreditsumme verlangt sie die normalen Vertragszinsen. Zusätzlich nimmt sie Bereitstellungszinsen auf den Kreditanteil, den der Kunde noch nicht abgerufen hat. Hierfür berechnen die meisten Banken derzeit viel mehr Zinsen als für das ausgezahlte Darlehen.
Der Bereitstellungszinssatz beträgt meist einheitlich 3 Prozent im Jahr oder 0,25 Prozent im Monat. Wie teuer die Bauzeit wird, ist dennoch sehr unterschiedlich. Manche Banken berechnen die Zinsen schon ab dem zweiten oder dritten Monat nach der Kreditzusage, andere erst nach sechs oder zwölf Monaten. Im Beispiel in der Grafik, machen die Unterschiede bis zu 5 250 Euro aus.
Nirgends sonst gibt es so günstiges Baugeld wie vom Staat. Die bundeseigene KfW-Bank vergibt zum Beispiel für den Bau energieeffizienter Häuser und Wohnungen günstige Kredite und Tilgungszuschüsse. Die Bundesländer unterstützen vor allem Familien mit Kindern mit zinsverbilligten oder sogar zinslosen Darlehen.
Voraussetzungen und Konditionen sind je nach Programm sehr unterschiedlich. Doch wer an die Fördertöpfe herankommt, spart fast immer viele Tausend Euro. Trotzdem bleiben Chancen oft ungenutzt. Viele kennen die Programme gar nicht oder glauben irrtümlich, sie kämen aufgrund ihres Einkommens gar nicht zum Zug. Und Banken weisen oft nicht auf die Förderung hin, weil sie lieber ihre eigenen, teureren Darlehen verkaufen.
Am meisten Geld verschenken Bauherren und Kreditnehmer, wenn sie bei der Finanzierung nur auf die Hausbank vertrauen und keine Angebote anderer Banken einholen.
Ein Kreditvergleich lohnt sich fast immer. Denn selbst scheinbar kleine Zinsunterschiede summieren sich bei hohen Kreditsummen und langen Laufzeiten zu enormen Beträgen. Schon zwei zehntel Prozentpunkte machen bei einem 200 000-Euro-Kredit mit 20 Jahren Zinsbindung und einer Monatsrate von 800 Euro einen Betrag zwischen 6 700 und 8 200 Euro aus. Wer durch den Vergleich ein halbes Prozent Zinsen im Jahr weniger zahlen muss, spart sogar bis zu 20 000 Euro. Tatsächlich ist das Sparpotenzial noch höher: In den Zinsvergleichen von Finanztest klaffen günstige und teure Kreditangebote oft um mehr als einen vollen Prozentpunkt auseinander.
Wer selbst mit anpackt, kann beim Bau seines Hauses viel Geld sparen – allerdings längst nicht so viel, wie manche Bauherren glauben. Viele überschätzen die mögliche Ersparnis und unterschätzen den Aufwand. Im schlimmsten Fall scheitert der Traum vom Eigenheim schon vor dem Einzug, weil der Bauherr die Arbeiten beim besten Willen nicht schafft.
Der Verband privater Bauherren (VPB) hat am Beispiel eines 140 Quadratmeter großen Reihenhauses im Großraum München berechnet, wie viel Bauherren mit handwerklichem Geschick sparen können. Bei reinen Baukosten von 254 000 Euro sind danach Einsparungen bis zu 19 000 Euro drin, wenn der Bauherr den Garten selbst anlegt, malert und tapeziert, Bodenbeläge und Fliesen verlegt, Dachschrägen dämmt und verkleidet und außerdem die Zimmertüren selbst einsetzt.
Doch Vorsicht: Um das Sparpotenzial auszuschöpfen, muss der Bauherr 476 Stunden auf der Baustelle schuften, warnt der VPB. Das entspricht etwa einem dreimonatigen Vollzeitjob. Für die meisten dürfte das neben dem Beruf gar nicht zu schaffen sein.
Bauherren sollten deshalb vorher mit einem Bausachverständigen klären, welche Eigenleistungen realistisch sind. Damit es hinterher keinen Ärger gibt, müssen die Arbeiten in den Bauablauf passen und im Bauvertrag detailliert festgelegt werden.
Service Questions
Damit nicht genug. Kreditsachverständiger Torsten Rentel, Bankkontakt AG in Berlin, hat den EasyCredit-Vertrag anhand der Kreditkontoauszüge und der Vertragsunterlagen genau nachgerechnet. Sein Ergebnis: Tatsächlich liegt die Verzinsung wegen kundenunfreundlicher Berechnung und Verbuchung der Zahlungen und Zahlungspflichten noch viel höher: Mit insgesamt 14,3 Prozent Zinsen wollte das Unternehmen seine beiden Kreditnehmer zur Kasse bitten. Unter dem Strich hätte die Bank im Laufe von sieben Jahren knapp 40 000 Euro eingenommen und – bei 50 Prozent Provision vom Restschuldversicherer – knapp 26 000 Euro ausgegeben. Gewinn in diesem Fall: 13 874,24 Euro.
So jedenfalls der Plan. Daraus wird aber wohl nichts. Die beiden Kunden haben den Vertrag widerrufen. Rechtsanwalt Ditmar Thielmann aus Wetzlar ist optimistisch: Allenfalls einen kleinen Teil der horrenden Zinsen werden sie am Ende zahlen müssen.
Der Targobank-Kredit aus unserem Beispiel ist bereits gestoppt. Rechtsanwältin Danja Rimmele aus Tettnang setzte durch: Die beiden Kreditnehmerinnen durften den Kredit auch Jahre nach Vertragsschluss noch widerrufen. Es ist für Verbraucher unklar, wann Vertragsschluss ist und damit die Widerrufsfrist beginnt, wenn der Verbraucher darauf verzichtet, dass ihm die Annahmeerklärung der Bank zugeht, urteilte das Landgericht Ravensburg.
Besonders niederträchtig: Gern vergeben Ratenkreditbanken ihren Kunden mit zusätzlichem Finanzbedarf einen höheren neuen Kredit. Ein Teil des neuen Kredits wird dann verwendet, um den alten Vertrag abzulösen. Dabei verschwinden die oft horrenden Alt-Zinsen in der Einmalzahlung zur Ablösung des Altkredits. Die ist als Teil der Kreditsumme im Rahmen des Neukredits jedoch auch wieder von den Kreditnehmern zu verzinsen. Auf diese Weise waren auch bei der von der Targobank verklagten Frau aus Hamburg reichlich Extrazinsen aufgelaufen.
Selbst Kunden von Immobilienkrediten, bei denen Banken und Sparkassen über das Grundbuch abgesichert sind, können sich nicht auf faire Behandlung verlassen. Das erlebte eine Frau aus dem Raum Hamburg: 9,33 Prozent Zinsen forderte die Von Essen-Bank von ihr, als die Journalistin im Jahr 2014 zur Finanzierung eines Hauskaufs Kredit brauchte. Hinzu kamen noch die Kosten für eine Restschuldversicherung. Bei anderen Banken kostete ein solcher Kredit seinerzeit durchschnittlich 2,11 Prozent Zinsen.
Später übernahm BNP Paribas die Bank. Als die Frau 2018 schwer erkrankte und kein Gehalt mehr bekam, fragte sie bei BNP nach, ob nun die Versicherung einspringe. Nein, hieß es dort, obwohl die Versicherung tatsächlich hätte zahlen müssen.
Die Journalistin überzog ihr Konto und zahlte die Raten weiter. Als sich das Ende der Zinsbindung näherte, bot BNP eine Verlängerung des Kredits an. Der Zinssatz sollte dann bei 8,16 Prozent liegen. Und das bei einem Durchschnittszins von gerade mal noch 1,14 Prozent. Und tatsächlich: Die örtliche Sparkasse vermittelte ihr ein passendes Angebot zu 1,17 Prozent Zinsen. Also kündigte sie den alten Kreditvertrag. Selbst das klappte nicht. BNP meldete sich nicht. Also fragte die Kreditnehmerin nach. Die Bestätigung dauere etwas, erfuhr sie nur. Als die Umschuldung anstand, hieß es: Die Kündigung sei nicht angekommen und der Vertrag hätte sich automatisch verlängert. Es bleibe bei dem Kredit und seinen hohen Zinsen.
Die Frau schaltete nun die Rechtsanwaltskanzlei Juest + Oprecht ein. Die Bank lenkte ein und entließ die Frau aus dem Vertrag. Rechtsanwalt Achim Tiffe will nun aber mehr. Der Vertrag sei wegen sittenwidrig überhöhter Zinsen nichtig und die Bank wegen der falschen Auskunft zur Restschuldversicherung schadenersatzpflichtig, erklärt er seine Sicht der Rechtslage. Außerdem sei die Vertragsklausel unwirksam, wonach sich ein Vertrag nach Ende der Zinsbindung automatisch verlängere. Die Bank erklärte auf Anfrage: Die Kundin habe automatisiert ein Angebot für die Verlängerung des Kredits erhalten und sich nicht rechtzeitig zurückgemeldet. Sie habe sie aus dem Vertrag entlassen, bevor sich Rechtsanwalt Tiffe bei ihr gemeldet habe. Über die Erkrankung 2018 habe das Unternehmen keine Informationen. Die Kreditnehmerin könne aber den Schaden nachträglich melden. Im übrigen handele es sich nicht um einen Standard-Immobilienkredit, sondern um eine Mischfinanzierung mit Beleihung jenseits des Immobilienwerts und hohem Ausfallrisiko.
Das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) und die Verbraucherzentralen Hamburg und Sachsen haben im Januar das „Bündnis gegen Wucher“ aus der Taufe gehoben. Die Verbraucherschützer wollen eine Verschärfung der Bewertung von Kreditverträgen erreichen. Die Gerichte berücksichtigen Extras wie die Restschuldversicherung bisher nicht, wenn sie prüfen, ob ein Kredit sittenwidrig überteuert ist. Sie vergleichen allein die Zinssätze. Das Bündnis will den Wucherparagraphen auch wegen Restschuldversicherungen und unter Berücksichtigung von Provisionen zur Geltung bringen. „Die Gerichte sehen inzwischen wohlwollend auf diese Kampagne“, berichtet Rechtsanwalt Udo Reifner. Danach wären insbesondere viele Kredite der Targobank und der Santander Consumer Bank wegen Wuchers nichtig.
Kreditwucher
Die Rettung für eine Frührentnerin, die in den neunziger Jahren an Kinderlähmung erkrankt und tief in die Schuldenfalle getappt war: Das Landgericht Hamburg wies eine Klage der Targobank gegen sie ab. Über 22 000 Euro wollte die Bank von der Frau, die von 1997 an insgesamt acht Kredite bei der Citibank – später Targobank – aufgenommen hatte. Ein Großteil der neuen Kredite diente dazu, die alten abzulösen. Das vertiefte die Finanzprobleme aber nur: Jedes Mal waren neue Gebühren und Kosten für eine neue Restschuldversicherung fällig. Für Banken ist das ein gutes Geschäft: Bis über 50 Prozent des Versicherungsbeitrags kassieren sie bei Abschluss von Restschuldversicherungsverträgen als Provision. So berichtet es die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin.
Ganz ähnlich der Fall eines Arbeiters aus dem Raum Freiburg: Er hatte im Jahr 2003 einen ersten Kredit der Norisbank AG aufgenommen. Es folgten zahlreiche weitere Verträge. Immer wenn das Geld knapp wurde, bekam der Verbraucher von der Teambank AG, wie das Unternehmen inzwischen heißt, einen höheren neuen Kredit. Ein Teil des Geldes diente zur Ablösung des alten Kredits, der andere Teil stopfte die Löcher in der Kasse des Mannes. Am Ende stand er bei der Bank mit über 20 000 Euro in der Kreide. Allein die Restschuldversicherung für den letzten Vertrag kostete fast 5 000 Euro. Als diese Versicherung sich weigerte, wie versprochen die Raten übernehmen, als ihr Kreditkunde arbeitslos wurde, schaltete der Mayer & Mayer Rechtsanwälte in Freiburg ein. Die widerriefen den Kreditvertrag. Der Widerruf ist wegen Fehlern im Vertrag auch Jahre nach seinem Abschluss noch wirksam, urteilte das Landgericht Freiburg schließlich. Erfreuliche Folge: Die Schulden des Arbeiters sind jetzt halbiert. Das Urteil ist jetzt rechtskräftig. Die Bank hatte zunächst Berufung eingelegt, nahm die aber wieder zurück, nachdem das Oberlandesgerichts Karlsruhe signalisiert hatte: Das Urteil aus Freiburg ist korrekt.
Das Landgericht Hamburg begründete sein verbraucherfreundliches Urteils so: Die Forderung auf Rückzahlung des Kredits sei verjährt. Während der Laufzeit des Kredits ist die Verjährung der Forderungen zwar für bis zu 10 Jahre gehemmt. Die Targobank hatte den Kreditvertrag aber gekündigt, als die Kundin 2011 ihre Raten nicht mehr zahlen konnte.
Die Richter erklärten: Die Forderung auf Rückzahlung des Kredits nach Kündigung verjähre wie jede andere Forderung auch drei Jahre nach Ende des Jahres ihrer Entstehung. Die Targobank war zunächst nur wegen eines Teilbetrags gegen die Kundin vorgegangen. Erst 2016 erhob sie wegen des Rests Klage. Bisher gingen Sparkassen und Banken immer davon aus: Nicht nur die Raten, sondern auch die Forderung auf Rückzahlung des Kredits nach Kündigung verjährt frühestens nach zehn Jahren.
Ihre Kollegen in Freiburg meinten: Der Kreditvertrag war auch Jahre nach Vertragsschluss noch widerrufbar, weil Pflichtangaben nicht korrekt waren. Die Markenbezeichnung „EasyCredit®“ in den Vertragsurkunden der Teambank erfülle nicht die gesetzlichen Anforderungen an die Bezeichnung der Art des Darlehens. Mehr noch: Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (vom 16.03.2020, Aktenzeichen: C-66/19) sind alle von 14. Juni 2010 an geschlossenen Verträge fehlerhaft und können auch heute noch widerrufen werden, sofern sie nicht vollständig getilgt und abgewickelt sind.
Nach dem Widerruf können Verbraucher zum Gegenangriff übergehen: Die Bank muss nach dem Widerruf nämlich nicht nur den Vertrag rückabwickeln. Sie muss auch herausgeben, was sie mit dem Geld der Kunden erwirtschaftet hat. Dabei ist laut Bundesgerichtshof von Zinsen in Höhe von fünf Punkten über dem Basiszinssatz auszugehen. Wie sehr sich das lohnt, zeigt ein Fall aus Berlin: Ein Ehepaar hatte sich im Jahr 2009 von der Credit Euro Bank 6 000 Euro geliehen. 12 Raten und ein Jahr später war der Kredit getilgt. Im Jahr 2014 widerrufen sie den grob fehlerhaften Vertrag. Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main im Jahr 2017: Die Bank hat den Eheleuten für die Nutzung der Kreditraten fast 1 600 Euro zu zahlen – zuzüglich Zinsen in Höhe von fünf Punkten über dem Basiszinssatz. So werden selbst teure Wucherkredite für Banken zum Verlustgeschäft.
Besonders ärgern sich Verbraucherschützer über Restschuldversicherungen. Die zahlen den Kredit zurück, wenn ein Kreditnehmer stirbt, manchmal auch, wenn er arbeitsunfähig oder arbeitslos wird. Die Kosten tragen die Kreditnehmer. Wie teuer das Kreditnehmer zu stehen kommt, hat das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) anhand zahlreicher Fälle überprüft. Danach kosten Restschuldversicherungen, die bei Abschluss eines Kreditvertrags angeboten werden, bis zu neun Mal mehr als ein vergleichbarer, separat angebotener Vertrag. Das berichtet Udo Reifner, Leiter des iff.
Beispiele: Im Rahmen eines Ratenkreditvertrags der Targobank, den das Landgericht Ravensburg zu beurteilen hatte, sollten die beiden Kreditnehmerinnen 29 500 Euro Kredit erhalten und innerhalb von sechs Jahren insgesamt 59 195,69 Euro zurückzahlen. Beitrag für die Restschuldversicherung: 11 895,58 Euro, Kreditbearbeitungsgebühr: weitere 1 117,68 Euro. Noch ein Beispiel: Ein Easy-Credit-Vertrag von 2011. Effektivzins ohnehin schon: 9,98 Prozent. Kreditsumme: 26 629,85 Ausgezahlt wurden aber nur 25 000 Euro, der Rest ging direkt für die Restschuldversicherung drauf. Effektivzins nur unter Berücksichtigung des ausgezahlten Betrags bei planmäßiger Ratenzahlung: Stolze 11,7 Prozent. Zusatzrendite für die Banken: Oft fließt mehr als die Hälfte des Versicherungsbeitrags als Provision direkt wieder in ihre Kassen. Rechnet man auch 50 Prozent des Restschuldversicherungsbeitrag als Provision noch in die Easy-Credit-Verzinsung zugunsten der Bank ein, liegt sie bei fast 12,7 Prozent.
Anhand des Dr. Klein Trendindikators Baufinanzierung (DTB) berichtet Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, über aktuelle Entwicklungen bei Baufinanzierungen in Deutschland.
Immer höhere Gesamtkosten führen dazu, dass der Erwerb von Wohneigentum schwieriger wird – besonders für Leute ohne nennenswertes Eigenkapital.
Im dritten Pandemiejahr haben sich viele Deutsche auch bei der Finanzplanung individuelle Ziele gesetzt. Dabei räumen sie Sparsamkeit und Schuldentilgung Priorität ein, setzen dafür aber nur beschränkt auf professionelle Finanzberatung.
Die Preise für Wohnimmobilien steigen – und die Darlehen auch: Im Durchschnitt leihen sich Bauherren und Käufer rund doppelt so viel Geld von der Bank wie noch vor zehn Jahren.
Am 17. März 2022 feiert die Wohnungsbauprämie ihren 70. Geburtstag. Zu diesem Jubiläum zeigt Oliver Adler, Immobilien-Experte bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall, warum sich Sparer das Geschenk vom Staat zum zielgerichteten Aufbau von Eigenkapital gerade jetzt nicht entgehen lassen sollten.…
Zinsen für zehnjährige Darlehen liegen laut Interhyp bei rund 1,6 Prozent. Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer mit Finanzierungsbedarf sollten jetzt die Konditionen für Anschlussfinanzierungen vergleichen.